Montag, 20. Juli 2015

Endlich weg !



Am Freitag, 3. Juli um 14h, sitzen wir endlich im Sopi … c’est parti !

Nach zwei Ehrenrunden um den Kreisel von Rümlang und dem wägen von Sopi
(4050 kg … mit Crew!) nehmen wir endlich Kurs Richtung Hamburg. Nach der Grenze in Schaffhausen werden wir bereits gebremst. Ein Riesenstau auf der Autobahn. Für 38 km brauchen wir ganze 3 Stunden!!! Wenn die Anzahl km/h nicht massiv steigt, kommen wir erst in 3 Jahren zurück :-) So erreichen wir erst am späteren Abend den Stellplatz in Rottenburg am Neckar. Zum Glück finden wir aber noch ein nettes Beizli mit Gartenwirtschaft, wo wir Schwäbische Spätzle essen und ein kühles Bier trinken können.
Irgendwie sind wir noch nicht so ganz in der Reise drin…Ich schalte bei der Ankunft im Sopi wie immer das „Cockpit“ (Strom, Wasserpumpe) ein. Die Wasserpumpe setzt sich komischerweise sofort in Gang. Ups… zum Glück realisiert Anne-Lise, die draussen ist, dass die Wasserhahnen vom Winterbetrieb noch alle offen sind. Drinnen macht das ja nichts. Draussen läuft aber über die Aussendusche Wasser in den Stauraum!!! So haben wir noch vor dem Nachtessen des ersten Notfall. Dank den hohen Temperaturen trocknet alles sehr schnell. Dass der Abwasserhahn auch noch offen war, und das ganze Duschwasser vom Abend auf den Platz lief, realisieren wir erst am Morgen, als wir den kleinen See um Sopi entdecken. Dachten schon, die Gute sei inkontinent… Jetzt aber los nach Hamburg!
Problemlos aber bei grosser Hitze erreichen wir den Stellplatz in Wedel (30 km von HH) um 19:30 Uhr. Am Folgetag besuchen wir das „Willkomm Höft“ an der Elbe. Die grossen Schiffe werden jeweils mit der Nationalhymne begrüsst. Wir hoffen am späteren Abend die „Grande Gabon“ einfahren zu sehen. Leider hat sie dermassen Verspätung und wird erst in den frühen Morgenstunden Wedel passieren. So streichen wir nach einem feinen Nachtessen die Segel und gehen schlafen.
Etwas aufgeregt erledigen wir morgens um 7 Uhr die Routinearbeiten im Sopi und fahren dann los Richtung Hamburger-Hafen. Problemlos finden wir den Weg zu O’Swaldkai.









 
Die Formalitäten sind dermassen einfach, dass wir und Sopi 45 Minuten später bereits mit Sack und Pack auf dem Schiff sind. Sopi an einem geschützten Platz (auf Deck 3 neben einem Zugwagen) und wir in unserer „Eigner-Kabine“ (auf Deck 12). Wow, das ist unser Zuhause für 4 Wochen. Super! Um punkt 12 Uhr gibt es schon das erste Mittagessen :-)
































 








Nachdem wir unsere super schöne Kabine wohnlich eingerichtet haben, beobachten wir während Stunden vom obersten Deck aus das sehr spannende und sehr eindrückliche Entladen und Beladen des Schiffes. Wir staunen, wie viele Autos und Container Platz haben. Die neuen Autos sind für Südamerika. Die teuren Modelle wie Audi (salut Etienne!), Range Rover, Porsche Cayenne…sind unter Deck. Die Peugeot und Citroën draussen. Alle alten Autos und Lastwagen gehen nach Afrika und sind natürlich draussen. Auf dem gleichen Deck wie Sopi sind ein Tram, Landwirtschaftsmaschinen, Baumaschinen und alles Mögliche.











Beim Nachtessen erfahren wir, dass die Grande Gabon kurz nach Mitternacht den Hamburger Hafen verlassen wird. Wir harren natürlich aus und erleben bei Vollmond das Auslaufen des Schiffes. Jetzt geht es wirklich los !!! Leider hornt das Schiff nicht und Anne-Lise muss mit dem App „Sound“ nachhelfen :-) Wir bleiben auf Deck bis wir das „Willkomm Höft“ in Wedel passieren.










Kapitän/Crew
Die Crew besteht aus total 26 Personen. Die Offiziere sind mehrheitlich Italiener, die restliche Crew Philippinos. „Die gute Seele“ ist der sympathische Steward Florenzo.










Der Kapitän muss denselben Coiffeur haben, wie Gilbert Gress und erinnert mich irgendwie an den Mann von Uriella. Na ja, solange er nicht das Atlantik-Wasser quirlt…Nicht unsympathisch aber auch nicht sehr gesprächig. Es herrscht eine recht klare Hierarchie. Bei Tisch in der Offiziersmesse werden zuerst wir bedient, dann der Kapitän, die Offiziere und zuletzt die Kadetten. Die übrige Crew hat einen separaten Speisesaal.
Trotz vieler Versuche, vor allem von Anne-Lise, durch Fragen ein Gespräch in Gang zu setzen, bleibt das Interesse an uns mässig. Alle scheinen irgendwie „abgelöscht“ zu sein. Wir erfahren dann, dass der Kapitän eigentlich in Antwerpen seinen Dienst hätte quittieren sollen. Da der neue Kapitän die „Grande Gabon“ aber noch nie gesteuert hat, muss er noch bis Dakar bleiben. Nach 8 Monaten auf See macht sich da schon ein gewisser Frust bemerkbar. Der „Neue“ ist dann gesprächiger, wobei es sich eher um „Monologe“, denn Dialoge handelt ;-) Bei Tisch hat er oft ein separates Menu, bzw. ein besseres Stück Fleisch. Das macht ihn jetzt nicht grad zum Sympathieträger. Als er uns dann nach 3 Tagen auch noch fragt, ob er nach dem Essen rauchen dürfe (grosses Rauchverbot-Schild an der Wand), sinken die Aktien massiv. Zudem säuft er uns noch den hart erkämpften Wein weg…Unter unseren Augen 5dl pro Tag. Wollen gar nicht wissen, was da in der Kabine noch nachgelegt wird… Mittlerweile raucht er bereits wenn wir noch am essen sind.
Wir würden am liebsten zusammen mit all unseren philippinischen Freunden essen… Dank ihnen erfahren wir auch immer wieder Neuigkeiten bezüglich der Überfahrt (Ankunft in den Häfen etc.) und wie das Leben während Monaten für sie auf See ist.
Wir geniessen das Leben auf See in vollen Zügen. Diese Überfahrt gibt uns die Möglichkeit, nach all den sehr emotionalen letzten Monaten zur Ruhe zu kommen.

Leben an Bord
07:00–08:00    Frühstück (nicht wie im Hof Weissbad aber mit „Fettfree-Joghurt :-))
vormittags     Blog, spanisch lernen, Fotos ordnen, auf Deck/Brücke
12.00             Mittagessen
nachmittags   Siesta, verdauen, Ping Pong, Hometrainer, Sudoku, Scrabble,
                     Solitaire, auf Deck/Brücke
20:00             Nachtessen (19:00 wenn am Hafen)          
Das Essen schwankt zwischen sehr gut und mässig. Die Zusammensetzung ist manchmal so speziell, dass es sogar Anne-Lise besser machen würde…
Wir haben auch bereits unseren ersten Waschtag hinter uns. Super! Eigene Waschmaschine und Tumbler.










Absolut spannend ist es, wenn wir auf der Brücke sind. Anne-Lise lässt sich von ihren zwei Lieblings-Crewmitgliedern (Philippinos) alles über die Navigation erklären. Ich geniesse eher den super Ausblick. Inzwischen haben wir draussen einen Lieblingsplatz. Auf der Höhe der Brücke, Backbordseite (links). Da verbringen wir Stunden und halten nach Schiffen und Meerestieren Ausschau. Tagelang ist uns kein anderes Schiff begegnet. Dafür haben wir entlang der Küste von Mauritanien viele Delphine, Schildkröten und sogar riesige Rochen gesehen. 
























Inzwischen, mit ca. 16,5 Knoten (30 km/h), befinden wir uns auf der Höhe von Nouakchott… Viele Erinnerungen!  Morgen um 14 Uhr sollten wir Dakar erreichen. Wir werden an Land gehen, um wiedermal Internet zu haben und den Post reinzustellen. Wir benötigen dazu die Erlaubnis des Kapitäns und des Grimaldi-Agent in Dakar. Der neue Kapitän hat uns gewarnt, dass Dakar gefährlich ist, und er von einem Landgang abrät. Es ist wohl eher so, dass es ihm stinkt, für uns die Abklärungen zu treffen…

Bis bald!

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