Freitag, 11. September 2015

Altiplano y Ruta 40


Salta-Uyuni

Startbereit für den Altiplano

Am Mittwochmorgen, 26. August, wir wollten uns gerade ein feines Frühstück bereiten, ehält Anne-Lise eine SMS, dass unsere Windschutzscheibe eingetroffen ist. Planänderung! Kurzes Frühstück und auf in die Stadt. Bei "Leon Vidrias" will man uns zuerst auf den Nachmittag vertrösten. Plötzlich geht dann aber alles doch blitzschnell und man sagt uns, dass wir Sopi noch vor zwölf Uhr wieder abholen können. Also nützen wir die Zeit, um kleine Metallwinkel zu posten, mit denen Anne-Lise die "Handwerkerin" die neue Batterie noch fixieren möchte. Schliesslich erwarten uns nicht nur geteerte Strassen...Wir finden ein Geschäft, das so ziemlich alles hat. Ein Laden, wie man ihn von früher kennt. Für die Frauenfelder: Plüss (?) an der Freie Strasse:-)) Sofort kommen wir mit dem nicht mehr ganz jungen Besitzer ins Plaudern. Es stellt sich dann heraus, dass er der Onkel ist vom ehemaligen FC Basel Goali Constanzo! Ah, ja, die Winkel finden wir dann auch noch.
Kurz vor zwölf holen wir Sopi mit neuer "Brille" ab. Anne-Lise bezahlt umgerechnet ca. CHF 120. Zurück auf dem Camping montiert Anne-Lise noch die Winkel. Perfekt! Nach der verdienten Dusche möchte ich ein "Güggeli" holen, beim Metzger an der Strasse. Pech, schon geschlossen...Jä nu, dann mach ich halt noch Spaghetti.
Am Donnerstagmorgen geht es dann endlich los. Noch kurz die WC-Kassette leeren, das Wasser auffüllen, den Kehricht entsorgen und ab die Post Richtung Altiplano.

Wir wollen hoch hinaus...

Auf der Ruta Nacional 51 gewinnen wir schnell an Höhe. Sie führt entlang der Geleise des berühmten "Tren a las Nubes", der heute nur noch bis San Antonio de los Cobres fährt. Anne-Lise machte im Jahre 1996 noch die dreitägige Reise Salta-Socompa-Salta mit dem Zug. Die Landschaft der "Quebrada del Toro" ist wunderschön und es werden viele Fotos geschossen. Wir kauen unsere erste Ration Coca-Blätter und trinken sehr viel Wasser (!). Unsere erste Nacht verbringen wir auf 3100m über Meer in Santa Rosa de Tastil. Ein winziges Dörflein, ganz nach unserem Geschmack. In der "Dorfbeiz" trinken wir zuerst einen Mate de Coca und fragen, ob wir am Abend etwas essen können. Der einzige Gast ist ein kleines Lämmlein, das sofort daherspringt und uns beschnuppert. Direkt beim Sanitätsposten haben wir Sopi parkiert. Wir erkundigen uns bei der netten Krankenschwester, ob wir die Nacht auf dem Platz verbringen können. Alles kein Problem! Der Znacht ist einfach aber gut. So wie wir es gewohnt sind...:-)
Am Morgen nehmen wir den Kaffee noch in der Beiz und fahren dann weiter Richtung San Antonio de los Cobres. Auf dem Abra Blanca (4080m) machen wir einen Stop. Es hat einen Souvenirstand aber sonst sehen wir keinen Menschen. Zu Fuss gehen wir etwas weiter und bewundern die wahnsinnige Sicht. Plötzlich ruft uns jemand. Eine Frau sitzt auf der andern Strassenseite etwas in der Höhe vor ihrem Hüttlein. Sie fragt, ob wir Brot möchten und winkt uns hinauf. Hier beginnt eine Geschichte, wie sie einfach nur eine Reise schreiben kann. Im Hüttlein hockt noch eine Frau, die uns ebenfalls freudig begrüsst. Statt Brot bekommen wir erstmal super gute Empanadas. Danach noch warmes Fladenbrot. Bezahlen dürfen wir nichts, da heute der Tag der "Pachamama" (Tag der Erde) sei. Wir gehen mit den beiden Frauen zu ihrem Stand runter und kaufen noch etwas. Sie laden uns dann ein, mit ihnen an der Zeremonie für die "Pachamama" teilzunehmen. Jetzt geht es los...Etwas hinter dem Souvenirstand wird ein Loch gegraben. Es liegen bereits ganz viele Sachen parat. Mehrere kleine Schnapsflaschen, eine grosse Bierflasche, Apfelsaft, Guetzli und noch einige geschlossene Tuperware. Einige Sachen sind mit rot und grünen Wollfäden umwickelt. Die Farben der Freude. Eine der Frauen macht ein kleines Feuer in einer alten Konservendose.  Sie gibt irgendein Kraut dazu und es wirkt wie Weihrauch. Endlich ist das Loch gross genug und wird als erstes mit Alkohol gesäubert. Dann folgen die Cocablätter. Die diversen Schnäpse werden, in einer bestimmten Reihenfolge ihrer Farbe, zur Hälfte dazu gegossen. Dann folgen die Speisen, wie Empanadas (zum Glück waren wir früh genug da...) Reis, Pouletstücke, Wurst, Teigwaren...Dazwischen werden noch Zigaretten angezündet und an den Rand des Loches gelegt. Zwei für die Verheiratete und eine für die Ledige. Wir mischen fröhlich mit und geben Opfergaben an die Pachamama in die Erde. Inzwischen ist ein Kleinbus mit einer Frauengruppe angekommen. Sie nehmen ebenfalls teil und es wird heftig fotografiert und gefilmt. Wir müssen aber versprechen, dass die Fotos nicht ins Internet kommen. Als das Loch voll ist, wird noch Mais über die Gaben gestreut. Zuletzt wir alles nochmals mit den Schnäpsen übergossen. Das heisst nicht mit allen...Eine der Damen mixt sich nämlich einen kleinen Drink und leert den Becher dann in einem Zug. Die jüngere mag lieber Bier und behält davon etwas zurück:-) Am Schluss wird das Loch mit Erde zugedeckt und die leeren Flaschen bedecken das Ganze. Jetzt ist uns auch klar, warum wir schon etliche solcher "Haufen" am Strassenrand gesehen haben. Die zwei Frauen bedanken sich mit einer herzlichen Umarmung bei uns, dass wir mit ihnen die Zeremonie geteilt haben. Die Nacht verbringen wir dann in San Antonio de los Cobres, wo wir bereits im Jahre 2010 waren.

















Endlich auf der Ruta Nacional 40 Norte (kurz RN 40)

"La Quarenta" ist eine mythische Route deren Nordteil wir 2010 nicht gemacht haben. Die ganze RN 40 führt über 5144km entlang der argentinischen Anden von Cabo Virgenes nach La Quiaca. Ich hab mir schon mal in Salta ein T-Shirt besorgt:-)
FOTO T-Shirt
Wir gehen es langsam an und fahren gegen Mittag Richtung Viadukt "La Polvorilla". Dort überquert der Tren de las Nubes in schwindelnder Höhe eine Schlucht. Gegen 14:30 Uhr soll er dort ankommen. Die Zeit vertreibe ich mir mit Tomatensalat machen...
FOTO Viadukt
Nach diesem Spektakel fahren wir noch bis Pastos Chicos und übernachten dort irgendwo in der Pampa. Tagsüber ist es sehr warm. Das Wetter ist ja traumhaft. Nachts wird es aber recht kalt und wir heizen Sopi etwas ein. So bei -7 Grad wird es wegen der Gefrierung für unser Wasser etwas kritisch. Morgens zum Aufstehen sind es dann so 10 Grad. Die Köchin wärmt sich daher sofort mit Frühstückmachen auf.
Die Strecke ist natürlich nicht geteert und teilweise hat es Wellblech. Alles in allem ist es aber einfach nur wunderschön. Die Landschaft ist unglaublich abwechslungsreich. Mal passieren wir eine Hochebene von über 4000m, dann folgen enge Schluchten. Dazwischen durchqueren wir immer wieder kleine Flussläufe. Begleitet werden wir praktisch auf den ganzen 444km von Lamas, Vicunas, Alpakas oder Guanakos. So genau wissen wir das meist nicht. So oder so, lieben wir diese Tiere, weil sie uns die Kamele der Wüste ersetzen. In Mina Pirquita, dem höchst gelegenen Dorf Argentiniens, übernachten wir erstmals auf über 4000m. Es geht uns gut. Der Verzicht auf Alkohol, viel Wasser trinken und Coca-Blätter kauen hilft anscheinend. Auch der Tomatensalat soll gut gegen die Höhenkrankheit sein!!! 
FOTOS unterwegs
Auf dem zweitletzten Abschnitt passieren wir eine 11km lange Schlucht, die uns fast den Atem raubt. Die Quebrada de Oros ist einfach nur "Wow".
FOTOS Quebrada de Oros
Schliesslich erreichen wir dann am 1.9. die Grenzstadt La Quiaca. Beim tanken von Sopi steigt uns ein feiner Grillgeruch in die Nase. Vor einem zu einem Restaurant umgebauten Bus wird eine Parillada vorbereitet. Schade ist erst halb elf...Wir müssen dann noch etwas in der Stadt besorgen. Überall gibt es "Grillstationen". Alarmiert durch meinen knurrenden Magen fährt Anne-Lise dann kurzerhand zur Tankstelle zurück. 10 Minuten später hocken wir zufrieden vor einem Teller mit Fleisch und einer Chorizo in einem Ambiente, das uns zehnmal besser gefällt als ein 4-Stern-Restaurant. Gestärkt fahren wir dann noch 16km bis Yavi, ein kleines Städtchen mit einer wunderschönen Kirche. Dort übernachten wir für etwa 6 Wochen zum letztenmal auf argentinischem Boden. Morgen geht es nach Bolivien!
























Grenzübertritt und Fahrt bis Tupiza

Der Grenzübertritt verläuft absolut einfach und speditiv. Es geht uns fast etwas zu schnell...Das Treiben an der Grenze ist nämlich ein riesiges Schauspiel. Neben der Brücke für Autos und auch Fussgänger, gibt es noch einen weiteren Übergang. Dort geht die Post ab...Unzählige Frauen und Männer schieben in einem Höllentempo Schubkarren voll mit Waren hin und her. Es erinnert an Ameisen. Gewisse Waren in Bolivien sind viel billiger. So wird dort fleissig eingekauft und mit hohem Gewinn in Argentinien wiederverkauft. Das alles unter den Augen der Grenzwächter...Eine Welt für sich!
Wir fahren bis Tupiza und übernachten dort auf einem Parkplatz neben der Kathedrale. Die Strecke Richtung Uyuni, via Atocha, hat zwar viele Baustellen und Wellblechpisten, ist landschaftlich aber sehr abwechslungsreich. Wir bereuen nicht, dass wir uns für diese Variante entschieden haben. Aus zeitlichen Gründen übernachten wir ca. 40 km vor Uyuni nochmals.
Am morgen fahren wir dann endlich in Uyuni ein. Vieles hat sich verändert, seit Anne-Lise in den Neunzigerjahren da war. Im Hostal "El Viajero" finden wir einen Platz im Innenhof. Nachdem wir eingerichtet sind, machen wir uns auf ins Zentrum. Der Magen knurrt;-) Wenig später sitzen wir vor einem riesigen Teller "Pique Macho". Das ist eine bolivianische Spezialität mit Fleisch, Wurst, Gemüse, Pommes und eine Art Feta-Käse. Ganz lecker!
FOTO
Nachdem wir später ganz zufällig in einem Restaurant noch auf "Happy Hours" stossen, sind wir bald reif fürs Bett. Wir wollen nämlich am Samstagmorgen sofort weiter nach Sucre, Potosi und dann wieder zurückkommen für den Salar und die Lagunen. Der Grund für diese Reihenfolge ist ein grosses Fest in Sucre zu Ehren der "Virgin de Guadeloupe", das eine Woche später stattfindet. Diesem Trubel wollen wir lieber ausweichen.
















Potosi, Sucre, Potosi, Ojo del Inca

Auf der Teerstrasse kommen wir natürlich zügig voran. In Potosi verpassen wir irgend einen Wegweiser und kommen in ein ziemliches Verkehrschaos. Ich entwickle sofort eine gewisse Abneigung gegen diese Stadt. In Sucre herrscht ebenfalls viel Verkehr, Wir müssen die ganze Stadt durchqueren um ins Hostal Austria (Innenhof) zu gelangen. Anne-Lise macht das wie immer souverän. Selbst als wir mitten in einer Art "Street Parade" landen, klatscht sie noch zur Musik. Unser Übernachtungsplatz ist etwas ausserhalb des Zentrums gelegen, und wir nehmen ein Taxi in die Stadt. Sucre ist sehr schön. Die "Street Parade" entpuppt sich als Hauptprobe für die "Virgin de Guadeloupe". Es wird getanzt und vor allem viel Musik, eine Art Guggenmusik" gemacht. Fröhliche Stimmung!
Am Sonntag brechen wir so gegen elf Uhr auf in die Stadt. Ausserhalb des Hotels fällt uns sehr schnell auf, dass irgend etwas anders ist. Es dauert einen Moment, bis wir realisieren, dass keine Autos und Busse fahren. Es ist autofreier Sonntag!!!!!! Da Taxis auch unter die Kategorie Autos fallen, tun wir etwas für unsere Gesundheit und laufen in die Stadt. Es geht etwas rauf und runter, und wir erreichen das Zentrum nach 45 Minuten. HUNGRIG.
Am Montag besuchen wir dann doch noch Potosi, um meinen falschen Eindruck zu korrigieren. Trotzdem, Sucre gefällt mir besser. Die Nacht verbringen wir an einem wunderschönen Ort. An einer kleinen Heisswasserquelle (25 km von Potosi) mit dem Namen "Ojo del Inca". Wir hüpfen sogar kurz in das 30 Grad warme Wasser. Am Folgetag passieren wir ein winziges Dorf in dem Anne-Lise im Jahre 1990 vorbei gekommen ist. Sie vergleich das Ganze mit Fotos von der damaligen Reise. Sie war noch jung und mit dem Velo unterwegs!!!!! :-)
































Uyuni und...die Probleme gehen weiter

Zurück in Uyuni laufen wir Brigitte und Daniel aus Basel über den Weg. Wir haben uns im Paraiso Suizo kennengelernt und dann zufällig in Puerto Iguazu wieder getroffen. Wir schlagen ihnen vor doch auch ins "El Viejero" zu kommen. Nachdem Sopi gründlich gewaschen und der Unterboden geölt (Schutz wegen Salzsee) worden ist fahren wir ins Hostal. Die Basler sind bereits da und wir zeigen stolz unser Sopi. Plötzlich stutzt Daniel und zeigt uns 3 Risse im Chassis!!!! Auf beiden Seiten!!! Das darf jetzt aber nicht wahr sein...So eine Sch...! In diesem Moment jagen uns tausend Fragen durch den Kopf. Kann die Reise weitergehen? Wir haben noch fast 20'000km vor uns! Wie immer in diesen Situationen mit Sopi-Problemen, konsultieren wir zuerst Marc Blaser, unseren Garagisten und Freund aus Neuenburg. Seine Antwort kommt prompt am nächsten Morgen: Nicht weiterfahren. VORSICHT mit schweissen, es hat elektrische Kabel in der Nähe der Risse! Unbedingt die Stellen beidseitig verstärken...Uff! Auch Silvia und Beat melden sich, als sie von unserem Pech erfahren. Danke für eure moralische Unterstützung!!!! Wir machen uns also in diesem recht einfachen Ort auf die Suche nach einem Schweisser...Der erste will alles auf seine Art machen und garantiert uns, dass es halten wird. Haben wir eine andere Wahl? Marc ist skeptisch. Wir sprechen auf der Strasse einen Lastwagenchauffeur an...und tatsächlich, er kennt eine andere Werkstatt. Wir fahren sofort hin und schildern unser Problem. Kein Problem! Lasst den Wagen 2 Tage hier. Äh...unser Wagen ist aber auch unser "casita"!! So sind wir zum erstenmal gezwungen, die Kabine abzusetzen. Im Innenhof des Hostals steht jetzt nur noch das "halbe" Sopi...


















A bientôt! Anne-Lise, Catherine et Sopi
Morgen wird geschweisst. Haltet uns die Daumen!

1 Kommentar:

  1. Herrlich Eure Berichte!!!!
    Wir drücken Euch die Daumen für die Reparatur!!!!
    Viele Grüsse Andy (Siegenthaler)

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