Rotel-Tour,
das fahrende Hotel
Im letzten Bericht habe ich vergessen zu erwähnen,
dass wir bei unserer Ankunft in Arica den Rotel-Tour-Bus angetroffen haben.
Zuerst dachten wir, wir hätten einen Sonnenstich oder der Höhenunterschied von
mehr als 4'500m hätte uns aufs Hirn geschlagen. Nein, nichts von alledem, der
Bus steht tatsächlich am Strassenrand. Es gibt kaum eine Reise, auf der wir
nicht auf die treffen. Anne-Lise ist ihnen im Jahre 2000 sogar auf dem Pass
zwischen Islamabad und Kashgar begegnet. Uns erinnert der Bus, in dem die Touristen
auch schlafen, immer etwas an "Batteriehaltung" der Hühner...
Valle de
Azapa und Pannenhilfe
Nach Arica ist unser Ziel das Valle de Azapa. Wir
fahren erst nach einem feinen Mittagessen am Meer von Arica los. Bald merken
wir, dass uns das Tal nicht gefällt und es praktisch keine
Übernachtungsmöglichkeiten, sprich Stellplätze hat. Also fahren wir wieder
zurück und auf der Panamericana noch weiter Richtung Valle de Codpa. Irgendwo
findet sich dann auch ein Plätzchen zum pfusen. Am Morgen fahren wir nur wenige
Meter und machen dann einen ersten Kaffeehalt in einem einfachen Beizli aus
Holz am Strassenrand. Während wir beim Kaffee sitzen fährt ein grosser
Lastwagen vor. Der Chauffeur fragt uns, ob wir mit einem 13er-Engländer
aushelfen können, da ein Kollege unweit von uns ein Problem mit der Batterie
hätte. Wir trinken aus und fahren dem Lastwagen hinterher. Nach etwa zwei
Kilometern treffen wir auf eine Gruppe von 6 komplett neuen Lastwagen. Wir
werden herzlich begrüsst. Leider geht dann der Schlüssel doch nicht und sie
müssen in Arica Hilfe holen. Die Jungs erzählen uns dann, dass sie die
Lastwagen von Uruguayana (Brasilien) nach Peru fahren. Lustig ist dann, dass
einer der Chauffeure auf eben diesem Weg Sopi gesehen hat. Nämlich in Monte
Quemado an der YPF-Tankstelle. Das war am 18.8. kurz nach der Sache mit unserer
Windschutzscheibe.
Valle de Codpa und Pica
Das Codpa-Tal gefällt uns dann wesentlich besser. Wir
fahren zuerst nach Guanacagua, wo es eine hübsche Kirche gibt. Zurück in Codpa
treffen wir in einem winzigen Beizlein auf Einheimische und verbringen einen
netten Nachmittag. Das Nachtessen ist dann ganz fein in der Codpa-Valley-Lodge,
wo wir auch parken können
Am nächsten Tag besuchen wir die kleine Oasenstadt Pica,
die bekannt ist für ihre Limonen und andere Früchte. Auf dem Weg dorthin
besuchen wir noch die bekannten Géoglyphen "Gigante de Atacama". Da
Wochenende ist, herrscht sehr viel Betrieb in Pica und die Termas sind völlig
überlaufen. Wir schlendern bei grosser Hitze etwas umher und warten, bis um
19:30 Uhr das Restaurant öffnet...
10'000 km und ein Ausflug in die Vergangenheit
Am Folgetag geht es dann via Cerro Pintados
(Géoglyphen), einem eindrücklichen Friedhof in der Wüste und Humberstone (alte
Salpeterstadt) nach Iquique. Die Géoglyphen sind eindrücklich. Zudem erreichen
wir auf dem Weg dorthin genau die 10'000km-Marke unserer Reise. Anstossen
werden wir in Iquique:-)
Humberstone ist eine Art Freilichtmuseum und zeigt
sehr anschaulich das Leben in einer "oficina", wie die Abbaustellen
genannt wurden. Während fast 100 Jahren war Humberstone in Betrieb (1872-1960).
Rund um die Industrieanlagen entstanden richtige Kleinstädte mit Wohnungen für
die Arbeiter und ihre Familien.
Iquique
Die Anfahrt runter nach Iquique ist atemberaubend. Die
Autobahn ist in eine steil abfallende Felswand gehauen. Zwischen dieser Wand
und der Stadt am Pazifik erhebt sich eine riesige Sanddüne namens Cerro Dragon.
Einmalig, selbst für Anne-Lise. Wir können uns gar nicht satt sehen. Leider ist
ein Halt nicht möglich. Unten angekommen fahren wir dem Meer entlang, bis wir
dann ausgangs Stadt den Abzweiger zur Flugschule "Altazor Skysports"
finden. Hier können wir super parken und haben auch saubere WC's/Duschen und
WiFi zur Verfügung. Die Unterkünfte der Flugschüler sind sehr originell aus
Containern gemacht. Das erinnert uns sofort an die Überfahrt und wir fühlen uns
heimisch;-) Zudem ist die Aussicht ganz toll. Einerseits auf das Meer und
anderseits auf einen Friedhof, der einiges grüner ist, als der in der Wüste...
Wir schlafen aus und fahren dann mit einem Taxi in die
Stadt. Ab der "Plaza Arturo Prat schlendern wir gemütlich durch die Gegend
und essen irgendwo etwas Feines. Mit Jorge, dem Taxifahrer, haben wir um 17 Uhr
vor dem Casino abgemacht. Er fährt uns zum "Cerro Dragon", der
grossen Düne. Leider nicht rauf, sondern nur zu ihren Füssen:-( Rauf müssen wir
selber! Jeder, der schon mal eine Düne bestiegen hat, weiss, wie anstrengend
das ist. Du machst 4 Schritte vorwärts und 2 zurück, weil der Sand unter deinen
Füssen ja nachgiebt. Wir kraxeln 1 Stunde die wirklich steile Sandwand hoch.
Teilweise auf allen Vieren. X-mal will ich aufgeben und mich einfach in den
Sand hocken. AL spornt mich an. Endlich oben geniessen wir die wunderschöne
Sicht auf die Stadt. Es hat sich gelohnt! Unten sind wir dann in etwa 10
Minuten... Sogar Jorge, der mit dem Taxi gewartet hat, ist stolz auf uns. Er
war sicher, dass wir vor dem Ziel umkehren. Der kennt das Schweizer-Hochwild
nicht:-))
Am zweiten Tag fährt uns Jorge zuerst hoch nach
"Alto Hospicio", wo wir angekommen sind. Jetzt kann AL noch tolle
Fotos schiessen. Anschliessend machen wir eine einstündige Hafenrundfahrt und essen
im "El Wagon", einem ganz herzigen Restaurant. Jorge, unser treuer
Begleiter, fährt uns dann wieder zurück zum Camping, wo wir noch den Post
reinstellen. Wifi im Sopi ist absolut super!
De retour à San Pedro de Atacama!
Wir fahren auf der
schönen Küstenstrasse bis Tocopilla. Einmal etwas anderes, dem Meer
entlang. Danach geht es aber via Calama wieder zurück nach San Pedro de
Atacama. Das heisst, eigentlich möchten wir im Valle de la Luna übernachten.
Wir fahren, gemäss dem ersten Wegweiser (vor San Pedro), ins Tal hinein. Kurz
darauf finden wir uns vor einer Sperre wieder und müssen umkehren. Gemäss GPS
ist das Tal unmittelbar hinter dieser Sperre. Ok, dann halt die nächste
Strasse. Die ist dann offen, führt uns aber auf einem ziemlichen Umweg, und vor
allem auf einer sehr schwierigen Piste von sicher 30km, endlich ins Tal hinein.
Warum machen die einen grossen Wegweiser, wenn dann gesperrt ist? Via San Pedro
wären wir viel schneller gewesen, und ohne GPS hätte wir Probleme gehabt. Es ist
inzwischen 19 Uhr und wir kommen gerade noch rechtzeitig für den
Sonnenuntergang an. Auf den Dünen und Felsen tummeln sich viele Touristen.
Diesmal bleiben wir unten...Da wir irgendwie durch die Hintertüre ins Tal
gekommen sind und so auch keinen Eintritt bezahlen konnten, trauen wir uns
nicht zu übernachten, und fahren noch die wenigen Kilometer bis San Pedro de
Atacama. So hat die Köchin schon wieder frei und es gibt einen feinen Znacht im
"La Casona". Wisst ihr noch, Isa und Päddy?
Haare schneiden und geniessen
Nach einem späten und ausgiebigen Frühstück (die
Köchin holt feines Brot und Gipfel) machen wir uns auf die Suche nach einem
Coiffeur. Wir finden einen, der uns sogar mit Gitarrenmusik empfängt. Der nette
Bolivianer legt die Gitarre zur Seite und greift zur Schere. Das Resultat
gefällt uns und wir fühlen uns grad wieder einige Kilos leichter:-)
San Pedro, mit seinen weiss getünchten Häusern und den
vielen herzigen Bistrots hat, trotz der vielen Touristen sehr viel Charme. Wir
geniessen den Aufenthalt sehr. Zur Entlastung von Fahrerin (AL hat seit Wochen
Knieprobleme) und Fahrzeug beschliessen wir, den "Geysir de Tatio"
mit einer organisierten Tour zu besuchen. Um 3:45 Uhr ist Tagwach! Zwischen
halb fünf unf fünf Uhr werden wir abgeholt. Zu unserer Überraschung fährt ein
Kleinbus vor. Ist die Strasse geteert? Wir fahren mit 23 andern Touristen
eineinhalb Stunden durch die Nacht. Bei der Ankunft sehen wir bereits einige
Geysire "spucken". Der Besuch ist etwas überschattet von einem
tragischen Unfall einer Touristin 10 Tage zuvor. Wir haben über einen deutschen
Tourbus davon erfahren und dann etwas gegoogelt. Die Frau ist beim
Fotografieren in einen Geysir gestürzt und hat extrem starke (85%)
Verbrennungen erlitten. Sie ist dann einige Tage später (am Tag unserer
Buchung) in Santiago verstorben. Wahnsinn ist, dass sie natürlich zuerst mit
dem Tourbus 100km bis San Pedro gefahren werden musste, dann mit der Ambulanz
nach Calama und schlussendlich per Flugzeug nach Santiago. Einige Geysire waren
auch noch abgesperrt und unser Guide hat mehrmals auf die Gefahren aufmerksam
gemacht. Trotz des nicht optimalen Wetters sind AL einige schöne Fotos
gelungen.
Wir haben gehört, dass in der Schweiz bereits der Winter Einzug gehalten hat. Aus Solidarität fahren wir morgen wieder Richtung Altiplano (über den Paso de Sico nach Argentinien), wo wir das T-Shirt wieder gegen die langen Unterhosen austauschen:-) Hasta la proxima!
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